Huflattich
Huflattich

Und plötzlich war es still …

Auf 1.600 m hoch oben in Tirols Bergen ist es eigentlich immer ruhig. Aber jetzt ganz besonders. Gerade waren die Skipisten und Lokale noch voll und von heute auf morgen war alles anders. STILLE. Als hätte jemand den RESET-Knopf gedrückt. Das gesellschaftliche Leben wurde heruntergefahren. Und der Neustart wird noch etwas dauern …

Für Alle eine völlig neue Situation. Zuerst liefen die Menschen noch in ihrem Hamsterrad und Chaos brach aus. Doch dann mussten alle innehalten. STILLSTAND. Das, was viele Menschen gar nicht können. Schließlich verlangt der Alltag das Gegenteil. Beruf, Familie, Hobby, Sport. Sogar im Urlaub sind Viele nicht in der Lage abzuschalten. Da steht das volle Urlaubsprogramm schon vor der Reise fest und für echte Erholung bleibt kaum Zeit. Deshalb fällt es Vielen so schwer, die Zwangspause zu akzeptieren. Aber was ist denn so schlimm daran? Wir haben keinen Krieg oder Naturkatastrophe, keine zerstörten Häuser. Wir haben unsere sicheren vier Wände und genug zu essen. Die meisten jedenfalls.

Heute gibt es Telefon und Internet, man kann also Kontakt halten nach Außen. Das gab es bei unseren Vorfahren nicht. Die engen Seitentäler waren oft abgeschlossen von der Außenwelt. Manchmal wusste man tage- oder gar wochenlang nicht, wie es den Angehörigen geht. Ob ihr Hof schon von einer Lawine weggerissen worden ist? Da musste man schon haushalten, damit die wenigen Vorräte für den ganzen Winter reichten.

Winterstall Lawine
Winterstall Lawinenkatastrophe 1947

Auf unserem Bergbauernhof ändert sich nicht so viel. Wir sind es gewohnt, Vorräte anzulegen und nur 1 – 2 mal pro Woche zum Einkaufen zu fahren. Frische Lebensmittel, wie Milch und Eier haben wir selbst. In der Kühltruhe liegt noch Fleisch und unser selbstgebackenes Brot für Wochen. Kartoffeln liegen auch noch im Keller. Und jede Menge Marmelade- und Kompottgläser, Speck und Würste.

Jetzt ist es ein großer Vorteil, am Land weit ab von Menschenmassen zu leben. Hier kann man sich rund ums Haus bewegen, ohne jemandem zu begegnen. Ein großes Haus, der Stall und die Landwirtschaft sorgen für genügend Arbeit und Bewegungsfreiheit. Der Alltag geht weiter, nur noch ruhiger als sonst. Kein Auto, kein Motorradlärm, kein Flugzeug. Die Natur atmet auf. Selten ein Nachteil, wo es nicht auch einen Vorteil gibt. Wer hätte gedacht, dass der Flugverkehr fast total eingestellt wird? Kein Stau, kein Smog, viel weniger Co2, dafür klare Luft und ein kitschig blauer Himmel. Genießen Sie es!

kaunertal-tirol-frühlingswiese

Nein, es ist nicht einfach, auf so vieles zu verzichten! Es wird viele Existenzen bedrohen und manche ruinieren. Es wird sich vieles ändern. Aber jede Veränderung ist auch eine Chance! Es liegt an uns, es zum Guten zu verändern. Zu hinterfragen, ob wir all den Luxus überhaupt brauchen? Und wenn wir uns etwas gönnen, dann viel bewusster. Es ist nicht selbstverständlich, dass es immer und alles gibt. Das wird uns jetzt wieder bewusst. Plötzlich ist Regionalität besser als Globalisierung. Landleben attraktiver als Urbanisierung.

Aber plötzlich wird auch das WIR wieder größer als das ICH. Ist der Mitmensch wieder wichtig. Ist Kreativität gefragt. Jetzt, wo man plötzlich wieder Zeit füreinander hat. Da hört man wieder gemeinsames Musizieren, spielt man wieder Mensch-ärger-dich-nicht oder Karten. Erzählen die Alten von früher. Als sie in der dunklen Stube saßen, ohne Strom, nur ein schwaches Öllicht. Die ganze Familie, Eltern und Geschwister, Großeltern und Enkel. Und haben erzählt, von ihren Nöten und Ängsten, von den Naturkatastrophen und Kriegen. Wir sollen im Moment die Großeltern nicht besuchen, um sie zu schützen. Aber es gibt Telefon. Jetzt, wo Sie so viel Zeit haben, rufen Sie sie an und lassen sich von früher erzählen. Dann wird man demütig und zufrieden und weiß das gute Leben wieder zu schätzen.
Und bald wird es wieder aufwärts gehen.

Die Mutter unserer langjährigen Mitarbeiterin Gisela Lentsch und die Schwester von Toni Klotz erzählt von ihrem Leben auf dem Bergbauernhof.

Toni Klotz erzählt warum er 1967 von Winterstall im hintersten Ötztal nach Kaunerberg gezogen ist.

Christl Schranz (jüngere Schwester von Anton Klotz) erzählt wie sie 1947 im Ötztal das Lawinenunglück mit ihrem jüngsten Bruder im elterlichen Haus überlebt hat.

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